Naturnahe Ästhetik und Funktion
Zirkonoxid-Molarenkrone auf einem neuartigen vollkonischen Implantat nach einem Jahr.
Ein Beitrag von Dr. Eirik Aasland Salvesen, Hafrsfjord, Norwegen, und Dr. Christian Rado Jarry, DDS, MSc, Basel, Schweiz
Viele Jahre galten konventionelle festsitzende Brücken als prothetische Routineversorgung bei einem fehlenden Einzelzahn. Dadurch erhöhte sich jedoch das Risiko einer iatrogenen endodontischen Schädigung und einer dementsprechend verkürzten Lebensdauer ansonsten gesunder und intakter Zähne aufgrund der erforderlichen invasiven Präparation [1, 2]. Über den erfolgreichen Einsatz von Dentalimplantaten zur oralen Rehabilitation im teilbezahnten Seitenzahnbereich wurde in der Literatur vielfach berichtet. Neben der hohen Erfolgsquote spricht für diesen Ansatz, dass die Nachbarzähne nicht präpariert werden müssen. Jedoch setzt der Erfolg einer Implantatbehandlung einen optimalen Zustand des periimplantären Gewebes voraus. Standard der Versorgung ist heute eine dreidimensionale quantitative und qualitative Beurteilung des Knochenangebots zum Festlegen der Dimensionen des geplanten Implantats. Sie ist entscheidend für die langfristige Stabilität der Hart- und Weichgewebe [3, 4].
Der Erfolg von Einzelzahnrestaurationen im Molarenbereich hängt von vielen Faktoren ab. Die Erfahrung des Behandlers spielt eine ebenso wichtige Rolle wie die Kieferform, die benachbarten Zähne, der vertikale prothetische Freiraum und auch anatomische und patientenbezogene Einschränkungen. Darüber hinaus bedeuten Funktion und Parafunktion bei Molarenrestaurationen eine hohe Belastung. Durchmesserverstärkte Implantate (Wide Platform) werden dafür in der Literatur als erfolgversprechende Option vorgeschlagen, mit Überlebensraten ähnlich denen von Implantaten mit Standarddurchmesser [5, 6].
Die Osseointegration bildet weiterhin die Grundlage für jeden Behandlungserfolg. Ansonsten haben jedoch gestiegene Erwartungen der Patienten die Begriffe „Erfolg“ und „Misserfolg“ neu definiert. Aus Patientensicht kann der Erfolg nicht nur an der Funktion und Natürlichkeit des Ergebnisses gemessen werden, sondern auch daran, wie viele Behandlungssitzungen erforderlich sind [3, 7].
Daher werden zunehmend die computergestützte Konstruktion und Fertigung von Zahnersatz (CAD/CAM) sowie die entsprechenden Materialien und digitalen Arbeitsabläufe eingesetzt, insbesondere bei Einzelzahnversorgungen. Sie ermöglichen eine kostengünstige und effiziente Behandlung bei erhöhter Patientenzufriedenheit [8]. Der vorliegende Beitrag berichtet über das Ergebnis einer Implantatversorgung einer verheilten unteren Molarenlücke mit dem neu eingeführten BLX-Implantat (Institut Straumann AG, Basel, Schweiz) nach einem Jahr. Das Implantat wurde in der provisorischen Phase nach einem analogen Protokoll und in der definitiven Phase nach einem digitalen Protokoll prothetisch versorgt.
Ausgangsbefund
Ein 67-jähriger Patient, Nichtraucher ohne relevante Allgemeinerkrankungen, wurde zum Ersatz seines aufgrund einer persistierenden apikalen Parodontitis extrahierten Zahns 36 an unsere Praxis überwiesen. Die Extraktion war mehr als ein Jahr zuvor erfolgt, und die Extraktionsstelle präsentierte sich gut ausgeheilt und gepflegt (Abb. 1).
Behandlungsplanung
Das DVT bestätigte ein günstiges Knochenangebot von 19,20 mm in der Höhe und 8,56 mm in der Breite (Abb. 2). Geplant wurde die Insertion eines BLX-Implantats (5,5 × 10 mm) in einem einzeitigen Verfahren unter Verwendung eines Gingivaformers sechs Wochen vor der Funktionsbelastung, der eine ordnungsgemäße Osseointegration und transgingivale Weichgewebeheilung ermöglichen sollte. Um die Konturen der Gingiva so weit wie möglich an eine natürliche Ästhetik heranzuführen, war anschließend eine provisorische Krone geplant, die die Belastung des Implantats einleiten und für die Keratinisierung des Weichgewebes sorgen sollte.
Zur definitiven Versorgung sollte der Kiefer zunächst mit einem Intraoralscanner (Trios 3Shape, Kopenhagen, Dänemark) unter Verwendung eines Scankörpers (Cares Mono, Straumann) gescannt werden. Eine monolithische Zirkonoxidkrone sollte in einem ausgeheilten und konditio- nierten Weichgewebeumfeld passiv auf das Implantat aufgesetzt werden.
Chirurgisches Vorgehen
Es erfolgte zunächst in gängiger Weise eine lokale Infiltration mit Articain und Adrenalin. Das keratinisierte Weichgewebe präsentierte sich voluminös und gesund. Auf eine krestale Inzision folgten intrasulkuläre Schnitte von Zahn 37 bis Zahn 35 mit einer 15C-Klinge. Auf Entlastungsinzisionen wurde verzichtet.
Nach dem vorsichtigen Anheben eines Mukoperiostlappens wurde die Osteotomie wie für ein 5,5-mm-BLX-Implantat im mittelharten Knochen empfohlen vorbereitet. Vorgebohrt wurde mit einem Nadelbohrer, gefolgt von Bohrern mit Durchmessern von 2,2, 2,8, 3,5, 3,5 und 4,2 mm und abschließend dem Bohrer, der auf der Chirurgiekassette als „Nr. 7“ bezeichnet wird, entsprechend einem Implantatdurchmesser von 4,7 mm. Das Implantat wurde direkt aus dem Glasröhrchen entnommen, wobei das Einsetzwerkzeug in der neuen TorcFit-Verbindung einrastete. Die Mundöffnung war begrenzt, sodass das Implantat mit einer kontinuierlichen Rechtsdrehung des Handstücks bei 15 min-1 in die Endposition gebracht wurde (Abb. 3 und 4).
Aus dem DVT ergaben sich eine geschätzte Knochendichte von mittel bis weich und eine dünne krestale kortikale Knochenlamelle. Der Knochen war viel weicher als ursprünglich erwartet, aber das Implantat erreichte dennoch die Endposition mit einer guten Primärstabilität von 35 Ncm, verifiziert durch ein chirurgisches Drehmomentkontrollgerät (Straumann, Abb. 5).
Ein Gingivaformer mit einem Durchmesser von 6,5 mm und einer Gingivahöhe von 1,5 mm wurde so platziert, dass sich nach der Gingivaheilung ein günstiges molares Emergenzprofil ergab (Abb. 6). Mit zwei seitlichen Einzelnähten wurde der chirurgische Eingriff abgeschlossen und der Lappen in engem Kontakt zum Gingivaformer gehalten. Nach 15 Tagen wurden die Nähte entfernt.
Prothetische Behandlungsschritte
Die provisorische Krone
Nach sechs Wochen war das Weichgewebe gut ausgereift und gesund. Der Gingivaformer wurde zur Einleitung der prothetischen Versorgung entfernt (Abb. 7 und 8). Für diese Phase wurde ein konventioneller analoger Workflow gewählt. In einer offenen Doppelmischtechnik wurde der Abformpfosten mit einem weichen Material umspritzt, um das Emergenzprofil abzuformen, während der Löffel mit einem mittelfesten Material gefüllt wurde. Nach dem Aushärten des Abformmaterials wurde die Basisschraube des Abformpfostens entgegen dem Uhrzeigersinn gedreht, damit der Abformlöffel entfernt werden konnte (Abb. 9 und 10). Im Labor wurde in Standardtechnik das Meistermodell gegossen und eine provisorisch verschraubte PMMA-Krone auf einem Wide-Base-Abutment (Variobase, Straumann) mit 5,5 mm Durchmesser und 1,5 mm Höhe über der Gingiva hergestellt und auf das Implantat aufgesetzt. Nach der Optimierung der Okklusion und der Kontakte wurde die Krone mit dem vom Hersteller empfohlenen Drehmoment von 15 Ncm festgezogen (Abb. 11 bis 14).
Die definitive Krone
Nach zwölf Wochen wurde die provisorische Krone entfernt. Das Weichgewebe war gut ausgereift (Abb. 15). Ein Scankörper (Cares Mono, Straumann) für die neue prothetische Verbindung (TorcFit) wurde an das Implantat angeschlossen, um den intraoralen Scan für den digitalen Workflow durchzuführen. Ein Wide-Base-Abutment (Variobase; Straumann) mit 5,5 mm Durchmesser und 1,5 mm Höhe über der Gingiva wurde ausgewählt, um ein gleichmäßig breites Austrittsprofil zu erhalten und gleichzeitig ein Platform Switching zu ermöglichen.
Es wurde eine Krone aus monolithischem Zirkonoxid (Zirkonzahn, Gais, Italien) zu vollanatomischer Kontur gefräst. Die nachfolgenden Laborschritte bestanden aus dem Aufbringen eines Primers und eines Bonders auf dem Abutment vor der Zementierung der gefrästen Krone. Die verschraubte Versorgung wurde entsprechend dem Protokoll eingebracht und mit 35 Ncm angezogen. Der Schraubenkanal wurde mit PTFE-Band abgedeckt und mit lichthärtendem Komposit verschlossen (Abb. 16 bis 18). Der Patient präsentierte eine harmonische Okklusion, die nur minimale Einschleifungen erforderte, was mit Artikulationsfolie bestätigt wurde. Abschließend wurde der Sitz der Krone auf einem Röntgenbild überprüft (Abb. 19).
Das BLX-System mit der neuen TorcFit-Hybridverbindung bietet die Möglichkeit, wahlweise den Innenkonus oder die Außenschulter des Implantats als prothetische Schnittstelle zu nutzen. In diesem Fall ermöglichte die Wahl eines Wide-Base-Abutments ein natürliches Emergenzprofil, das dem Patienten eine angenehme Funktion und Ästhetik und ein dem natürlichen Zahn ähnliches Gefühl bei der Reinigung mit Zahnseide bietet.
Schlussbetrachtung
Ein Jahr nach Abschluss der Behandlung berichtete der Patient, dass er mit Kaufunktion und Ästhetik vollständig zufrieden war. Die klinisch stabilen und gesunden periimplantären Verhältnisse konnten auch im Röntgenbild bestätigt werden (Abb. 20 bis 22). Das BLX-Implantat hat sich auch im weichen Knochen unter Frühbelastung als effizient und zuverlässig erwiesen.
Kontakt
Dr. Eirik Aasland Salvesen
Oris Dental
Madlamarkveien 2A
4041 Hafrsfjord
Norwegen
eirik@orisdental.no