Ein Implantat für wirklich alle Fälle?

Ein Implantat für wirklich alle Fälle?

Neue Langzeitdaten zu Periimplantitis an zweiteiligem Implantatsystem

Eine aktuelle Studie der Universität Graz bescheinigt dem zweiteiligen Implantatsystem Patent von Zircon Medical Periimplantitisfreiheit über einen Zeitraum von fünf bis zwölf Jahren. Selbst kompromittierte Patienten zeigten nur geringe biologische und keine prothetischen Kompli­kationen. Studienautorin Dr. Sofia Karapataki, Athen, und Dr. Roland Glauser, niedergelassener Implantologe in Zürich und Spezialist in synoptischer Implantologie, äußern sich im Interview zu den Studienergebnissen und ihren Konsequenzen für die implantologische Praxis.

Das Team der Medizinischen Universität Graz um Dr. Sofia Karapataki untersuchte 39 Patienten, die mit zweiteiligen Patent-Implantaten versorgt worden waren, nach fünf bis zu zwölf Funktionsjahren auf biologische Komplikationen. Implantiert wurde zwischen 2009 und 2016, die letzte Nachsorgeuntersuchung erfolgte im Mai 2021. Für die finale Untersuchung standen insgesamt 91 Implantate zur Verfügung.
Die Ergebnisse der unabhängigen Langzeitstudie wurden im International Journal of Oral & Maxillofacial Implants publiziert [1].

Kein Implantatverlust, 
keine Periimplantitis
Keines der 91 Implantate der Grazer Studie musste entfernt werden. Lediglich drei Patienten (7,7 %, 9 Implantate) zeigten Symptome einer Perimukositis. Fünf bis zwölf Jahre nach der Implantation trat keine ­Periimplantitis auf. Bei 36 Patienten (81 Implantate) wurden gesunde Weichgewebe beobachtet. Bei 85 von 91 Implantaten kam es zu ­keinem marginalen Knochenverlust (MBL) bzw. nur leichten Ver­änderungen des Knochenniveaus (< 0,7 mm). Sechs Implantate zeigten einen Knochenverlust von mehr als 0,7 mm; der maximale MBL lag bei 1,67 mm.

An „Alltagspatienten“ untersucht
Bis auf ein Teilnahmealter von mindestens 18 Jahren gab es in der Studie keine Ausschlusskriterien. Das heißt: Es wurden auch Patienten mit Allgemeinerkrankungen (z. B. Down-Syndrom oder Krebs) und unter Medikation (u. a. Antihypertensiva, Antidepressiva, Immunsuppressiva), mit Parodontitis, dünnem Gingiva­typ, sowie (starke) Raucher in die Studie eingeschlossen.
Implantate wurden nach klassischen Standard­proto­kollen im Ober- und Unterkiefer sowie im anterioren und posterioren Bereich gesetzt, bei Bedarf wurden simultane Augmentationen durchgeführt.
Die Studie bestätigt die positiven Befunde einer Ende 2022 im Journal Clinical Oral Implants Research erschienenen, klinischen Langzeitstudie über neun Jahre, die um zweiteilige Patent-Implantate ebenfalls keine Periimplantitis fand [2].

Interview
Frau Dr. Karapataki, warum haben Sie diese Langzeitstudie zum zweiteiligen Patent-Implantat initiiert?
Dr. Sofia Karapataki: In meiner privaten Zahnklinik in Athen behandle ich jeden Patienten, der durch meine Praxistür kommt. Sie weisen oft Risikofaktoren für eine Implantatbehandlung auf – entweder lokale Faktoren wie Parodontitis oder Allgemeinerkrankungen wie Osteoporose oder Diabetes. Sie sind in der Regel alles andere als ideale Kandidaten für Implantatversorgungen. Häufig werden sie medikamentös behandelt, haben eine schlechte Mundhygiene oder sind starke Raucher. Auch die Compliance – die für die Langzeiterfolg von Implantaten entscheidend ist – ist bei diesen Patienten oft nicht so hoch, wie wir es uns wünschen. Außerdem können wir als Ärzte nicht garantieren, dass die Gesundheitszustände selbst von „idealen“ Patienten auch zukünftig stabil bleiben.
Ich fand es bemerkenswert, wie gut dieses Implantatsystem bei den Patienten funktionierte, denen ich täglich in meiner Praxis begegne. Deshalb wollte ich meine klinischen Erfahrungen validieren und die Leistung dieser Zahnersatzlösung in einem wissenschaftlichen Setting analysieren. Meine Langzeitstudie umfasste genau die Patienten, die ich täglich in meiner Praxis behandle. Was mich am meisten überraschte, war, dass die untersuchten zweiteiligen Patent-Im­plantate selbst in diesen herausfordernden Fällen bemerkenswerte Ergebnisse lieferten.

Warum sind die Studienergebnisse so bemerkenswert?
Dr. Karapataki: Ich habe bei den jährlichen Nachuntersuchungen stabile marginale Knochenniveaus und gesunde Weichgewebe beobachtet, die völlig entzündungsfrei waren – selbst bei Patienten mit Vorerkrankungen und schlechter Mundhygiene. Ich habe zum Beispiel Fälle beobachtet, in denen sich der Knochen und das Weichgewebe um ein Patent-Implantat völlig unbeeindruckt von chronischen Gewebeentzündungen um beide Nachbarzähne gezeigt haben – ein sensationeller Befund!
Dr. Roland Glauser: Ich bin seit 35 Jahren in der Implantologie tätig und befasse mich als Kliniker und Forscher intensiv mit wissenschaftlichen Daten. Solche Ergebnisse nach so einem langen Untersuchungszeitraum sind äußerst rar. Wenn Patienten einen Zahn verlieren, geht ihnen mittelfristig der Knochen verloren. Wenn sie den verlorenen Zahn mit einem Implantat ersetzen, müssen sie in der Regel auch mit einem Knochenverlust oder Remodelling rechnen. Das war bei dieser Studie nicht der Fall: Die Knochenniveaus waren überwiegend stabil und die Weichgewebe weitgehend gesund. Dies ist umso bemerkenswerter, da in der Studie auch kompromittierte Patienten mit Allgemeinerkrankungen wie Krebs oder Downsyndrom, Parodontitis, dünnem Gingivatyp sowie starke Raucher behandelt worden sind.

Haben Sie eine Erklärung für diese ­Resultate?
Dr. Glauser: Die Frage, wie diese Ergebnisse zu erklären sind, habe ich mir auch gestellt. Nach genauer Analyse des Implantatsystems sind sie allerdings logisch erklärbar. Was das Patent-System von allen anderen unterscheidet, ist seine mukophile Oberflächentopografie im transmukosalen Bereich, die zu einer besonders starken und intimen Anheftung des Weichgewebes führt. Die daraus entstehende ‚biologische Firewall‘ fungiert als Verteidigungslinie gegen Bakterien. Zudem weist das Implantatsystem keinen Mikrospalt auf dem kritischen krestalen Knochenniveau auf, in dem sich Bakterien ansiedeln könnten. Diese Faktoren zusammen erklären die Langzeitergebnisse, die wir in dieser Studie sehen.
Dr. Karapataki: Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der starken und intimen Weichgewebsanheftung an der transmukosalen Oberfläche des Implantats. Darüber hinaus wurde in Studien eine schnelle Heilung der Gewebe um Patent-Implantate beobachtet, was eine größere Sicherheit bei kompromittierten Patienten sicherstellt, bei denen Heilungsprozesse üblicherweise langsamer ablaufen.

Was bedeuten die Ergebnisse für die tägliche Praxis?
Dr. Glauser: Sicherheit und Vorhersagbarkeit. Die Ergebnisse sind für uns Kliniker eine gute Nachricht, da wir dank dieser fortschrittlichen Technologie jetzt in der Lage sind, bessere Langzeitergebnisse im implantologischen Alltag zu erzielen. Wir haben jetzt ein Implantatsystem, mit dem wir langfristig Periimplantitis vermeiden können. Das bedeutet: Ich als Behandler entscheide mich mit meiner Wahl des Implantatsystems für oder gegen Periimplantitis. Dies ist auch deshalb von großer Bedeutung, da die Wahrscheinlichkeit für Periimplantitis laut Studienlage in direktem Zusammenhang mit diversen chronischen Allgemeinerkrankungen wie beispielsweise Diabetes steht. Mit Blick auf die Zukunft habe ich nun die Möglichkeit, diesen Risikofaktor zu eliminieren und die Sicherheit meiner Behandlungen zu erhöhen.
Dr. Karapataki: Wenn Patent in meinem Pool von kompromittierten Patienten langfristig außergewöhnlich gut funktioniert, wie sowohl die Studienergebnisse als auch meine klinische Erfahrung vermuten lassen, dann vertrauen Sie mir: Dieses System wird überall funktionieren! Es ist die beste Wahl für jeden Patienten und jeden Zahnarzt.

Frau Dr. Karapataki, Herr Dr. Glauser, vielen Dank für das Gespräch! 

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